Softwareentwickler Stevie
Kapitel 2: Findet Super Softwareentwickler Stevie!

Ein Softwareentwickler wird zum Verhängnis

»Erzähl mir von deinem Job als Softwareentwickler bei Tenner. Wie hast du es geschafft eine IT-Mannschaft aufzubauen?«

Im Kamin wabert ein bläulich schimmernder Flammenmantel ums Holz. Glühende Adern ziehen sich durch die schwarz verkrusteten Scheitel. Harald Hetzer, alias Dirty Harry der Journalist zündet sich eine Zigarette an, nimmt einen tiefen Zug und bläst eine Wolke in den Raum.

»Eine gute Frage. Es war ein Drahtseilakt.«

Softwareentwickler sind keine Kellerasseln

»In manchen Köpfen spukt immer noch das Bild eines entlegenen Kellers. Im Halbschatten des spärlichen Lichts sitzen gollumartige Nerds mit viereckigen Augen und hacken auf ihre Keyboards ein. In der Luft liegt der Geruch von Salami und Ketchup.«

»Ja, das hört sich für mich wie ein Coder Bunker an.«, bemerkt Harry.

»Die Realität sieht aber anders aus.«

»Wie denn?«

»Viel Licht, große Räume und Rundumversorgung.«

»So haben es die Softwareentwickler nur bei Google.«

»Dann warst du noch nicht bei Tenner.«

»Wie war es dort?«, möchte Harry wissen, hebt sein Kinn und schlitzt die Augen.

Wer sich wohl fühlt, kann Großes leisten!

»Das Büro lag im vierten Stock unter einer großen Dachschräge, die mit Glas verkleidet war. Der Raum war eine einzige Erleuchtung. Vierzehn Entwickler waren auf zweihundert Quadratmeter verteilt. Wir hatten alles, was wir uns wünschten: Eine Wohlfühloase mit gemütlichen Bürostühlen und großen Tischen, wolkenweiche Couchgruppen, freie Snacks und Getränke, eine Playstation mit hochauflösendem Beamer und Tischfußball. Und am allerwichtigsten: Charly bestand auf die fortschrittlichste Hardware. Kamen stärkere Prozessoren in den Handel, wurde ausgetauscht.«

»Hört sich überzeugend an. Also wurdet ihr überrannt von IT Fachkräften?!«

»Ganz im Gegenteil! Keiner wollte bei Tenner anfangen, es war wie verhext. Und dann kam Stevie.«

»Stevie?«

»Ja, Stevie.«

»Wer ist Stevie?«

»Das, mein lieber Harry, das ist mein persönlicher Superheld. Ich kann dir die Geschichte erzählen, doch du wirst sie kaum glauben können. Wieder mal hat der Zufall das Zepter in der Hand gehabt.«

»Jetzt mach es nicht so spannend. »Erzähl mir die Geschichte Lucky und erzähl sie mir so, wie du sie einem IT-Buddy erzählen würdest.«

Stevie, der Superheld unter den Informatikern

Meine erste Begegnung mit Stevie hatte ich zum Ende meiner Studienzeit als Informatiker. Unsere Professorin für Algorithmen und Datenstrukturen gab uns eine abschließende Projektaufgabe. Wir sollten einen Java-Code-Test über dreißig Zeilen schreiben. Im Code sollten zwei Tasks eingebaut sein: Die Behebung eines Bugs innerhalb einer komplexen Schleife und die Beschleunigung eines Suchalgorithmus’. Es ging auf Zeit und die Ergebnisse wurden in einem Ranking abgebildet.

Am Tag, des Tests war ich morgens im Starbucks am Odeonsplatz. Ich saß in der gewohnten Ecke, wärmte mir die frostigen Finger an meinem heißen Kaffee und starrte den Code an. Der Wind trieb die Schneeflocken gegen das Panoramafenster, wo sie zu einem nassen Film zusammenschmolzen. Eintretende Kunden stampften den Schnee von den Stiefeln und rieben sich die Hände. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich einen Halbschatten der sich neben mich setzte.

»Die Schleife ist tot. Bevor die Variable übergeben wird, muss der Zähler rauf. Und der Algo ist ein Cachekiller. Wenn man ihn umschreibt, geht’s schneller«, tönte es plötzlich neben mir.

Ich drehte mich hastig zur Seite und klappte den Mund auf. Ein junger Kerl, keine Zwanzig grinste bis über die Ohren. Blonde Locken schirmten sein Gesicht ab und seine blauen Augen strahlten mich an.

»Wow, hast du Lust das zu lösen?«, fragte ich ihn mit großer Verwunderung in der Stimme.

»Klar, warum nicht!?«

Ein magischer junger Coder

Ich schob ihm den Rechner zu und meinte: »Hau rein, ich bin gespannt. Die ersten zwanzig Sekunden sind schon rum. Klick auf SUBMIT, wenn du fertig bist.«

»Wird gemacht.«, war alles, was er sagte.

Einen Augenblick später schob er den Rechner zurück und meinte: »48 Sekunden, #1. Was heißt das jetzt?«

»Das heißt, dass du die Aufgabe in achtundvierzig Sekunden gelöst hast und somit auf dem ersten Platz liegst.«

»Echt?!«, jauchzte er auf. »Und wie viele Plätze gibt es?« Sein Blick quetschte mich aus.

»Jetzt, einen.«, verlautbarte ich kleinlaut.

Ein Schwall der Enttäuschung schwappte über sein Gesicht. Er wendete sich ab und schien die Lust am Gespräch verloren zu haben.

»Naja, war nett dich kennengelernt zu haben.«, sagte er noch, als er aufstand und sich die Basecap ins Gesicht zog.

»Ich bin Lucky. Wie heißt du?«, rief ich, während ich den Kopf nach ihm streckte.

»Stefan.«, jaulte er fröhlich, verzog keck die Mine und rief: »Kannst Stevie sagen.«

»Mach’s gut Stevie. Und danke dir vielmals.«

»Gerne Lucky.« pfiff er, setzte sich Beats auf und verließ tänzelnd das Starbucks.

Coding-Champion des Semesters

Der Beamer projizierte die Rangliste auf die Leinwand. Im Lesesaal war das Geklapper unzähliger Keyboards zu hören. Die Professorin blickte nach hinten über ihre Schulter auf die Rangliste und zog die Brauen hoch. »Stevie – 48 Sekunden« stand auf Rang eins. Fünfundvierzig Sekunden waren bereits verstrichen. Sie fuhr sich durch die Haare und ließ ihren Blick durch die Reihen schweifen. Dabei blieb sie immer wieder bei Henri hängen, dem Summa Cum Laude Anwärter.

Henri blickte durch seine aschenbecherdicke Brille und schürzte die Lippen. Er schien dem Ziel nahe zu sein, doch es war bereits über eine Minute verstrichen. Die Professorin rieb sich das Kinn. Die Zeit zog Fäden. Eine weitere Minute war vergangen. Mit einem Mal war ein lautes Klicken zu hören und ein Notebook klappte zu. Die Dozentin blickte wieder nach hinten.

Stevies Benchmark war nicht zu knacken

»Henri Stadler – 2 Minuten 28 Sekunden.« Sie schüttelte den Kopf und lächelte während sie Henri in die Augen blickte. Er hielt ihrem Blick nicht Stand und senkte sein Haupt. Zunehmend mehr Laptops klappten zu. Nach fünf Minuten  war der Test beendet. Ein Drittel der Softwareentwickler konnte die Aufgabe nicht lösen.

»Das ist lächerlich. Wer soll bitte Stevie sein? 48 Sekunden?!«, schallte es von hinten.

»Henri hat über zwei Minuten gebraucht!«, krächzte eine andere Stimme von vorne.

Der Geräuschpegel und die Stimmen, die ihn formten, wurden zunehmend lauter.

»Ruhe Leute, Ruhe bitte!«, forderte die Professorin die tobenden Informatiker auf.

»Bitte beruhigt euch. Es gibt eine Erklärung.« Mit einem Mal bekleidete Stille den Saal und alle Blicke richteten sich nach vorne.

»Stevie ist kein Softwareentwickler der LMU. Es ist eine Benchmark, die von einem externen Softwareentwickler gesetzt worden ist.«

»Mark Zuckerberg vielleicht?«, warf Henri schrill in den Raum und machte ein Gesicht. Er mochte ihn wohl nicht besonders.

»Unwahrscheinlich, Herr Stadler. Mehr erfahrt ihr von Lukas Braun. Schönes Wochenende.«

Der Programmierer musste gefunden werden

Ich riss meinen Rechner vom Tisch und eilte zum Ausgang. Kaum war ich aus der Tür des Hörsaals gestolpert, fasst mich eine Hand an die Schulter.

»Warte Lucky, ich muss mit dir reden.«

»Was ist denn?

»Wer ist Stevie?«

»Hör zu Henri, Stevie ist ein Kerl aus dem Starbucks?«

»Aus dem Starbucks? Willst du mich auf den Arm nehmen?« Henri schnaubte und machte ein verdutztes Gesicht.

»Es ist, wie ich sage. Ich habe Stevie durch Zufall kennengelernt, und er hat den Test heute Morgen gemacht. Offensichtlich schneller als du. Damit wirst du leben müssen. Tschau Kakao.« Ich riss mich los und lief mit hastigen Schritten aus der Uni. Mein Kopf war glühend heiß. Ich stand da wie ein Lügner. So als hätte sich Stevie der Super Softwareentwickler aus meiner Phantasie geschält, damit sich meine Kommilitonen mies fühlten. Ich las es in Henris Augen.

Doch es gab nichts, was ich tun konnte. Ich hatte keine Infos über Stevie. Keinen Nachnamen, keinen Hinweis, wo er aufzufinden war. Keine Spur. Ich war die folgende Woche jeden Tag im Starbucks und beobachtete den ganzen Vormittag den Eingang. Doch Stevie kam nicht.

Der Zufall ist der geschickteste Programmierer

»Verrätst du mir, worauf du seit Tagen wartest?«, sprach plötzlich eine zarte Stimme. Ich drehte meinen Kopf zu ihr und sah ein lächelndes Mädchen sitzen. Sie war Mitte zwanzig, hatte goldblondes langes Haar, ein ovales Gesicht mit grünblauen Augen und strahlend weiße Zähne.

»Kennen wir uns?«, fragte ich.

»Ich bin Emma und sehe dich seit drei Tagen hier im Starbucks sitzen und auf die Türe starren. Also, ich bin keine Stalkerin.« Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ihr Lächeln schlug in Verlegenheit um. »Es ist mir nur aufgefallen, dass du jeden musterst, der das Starbucks betritt. Bist du Detektiv?«

»Nein. Ich suche jemanden, den ich hier kennengelernt habe.«

»Wie sieht sie denn aus?«

»Sie ist ein er.« Emma setzte ein tolerantes Gesicht auf.

»Ich glaube du hast jetzt ein falsches Bild.«

»Nein, schon okay.«

»Ich bin Informatiker und habe hier letzte Woche einen jungen Softwareentwickler kennengelernt. Stevie ist sein Name.«

»Stevie?«, rief sie völlig überrascht. »Ein blonder Junge mit Locken und auffälligen Grübchen?«

»Du kennst ihn?«, fragte ich verdutzt.

»Kann man wohl sagen, ja.« Emma trompetete in ein Taschentuch. »Ich kenne meinen Cousin ziemlich gut.«

Eine glückliche Verwandtschaft

Mein Herz setzte für einen Schlag aus. »Cousin?!, brüllte ich übereuphorisch. »Er ist dein Cousin?!«

»Den meinst du oder?!« Emma schob mir ihr Handy ins Sichtfeld. Der Junge auf dem Bild, es war Stevie.

»Ja verdammt, das ist er! Ich muss dringend mit ihm reden, Emma.«

»Könnte schwierig werden.«

»Warum?«

»Work and Travel. Stevie ist für ein halbes Jahr nach Australien, hat kein Handy und hat sich auf Facebook und Insta abgemeldet. Kommt erst Ende August wieder.« Emma stand auf und packte ihre Sachen zusammen. »Ich muss leider weiter, aber schreib mich auf Facebook an.«

»Wie finde ich dich da?«

»Emma Santos, ganz einfach.«

»Danke Emma, ich bin Lucky, Lukas Braun.«

»Alles klar Lucky. Man sieht sich.«

Harry ist völlig aus dem Häuschen

 »Das ist ja unglaublich.«, jauchzte Harry und griff nervös nach seinen Zigaretten. »Du hast den Programmierer also gefunden. Wie war euer Wiedersehen?

»Stevie hat ganz schön gestaunt.«

»Erzähl!«

Ich habe mich mit Emma angefreundet. Stevie kam im August wieder, als ich bereits bei Charly angefangen hatte. Ich war fest entschlossen, ihn für Charlies IT-Schmiede als Softwareentwickler zu gewinnen. Ich wollte ihn unbedingt als Java-Programmierer haben. Emma hatte mir verraten, wann sie mit Stevie im Starbucks war und ich kam zufällig dazu.

»Hey Stevie.«, jaulte ich euphorisch. Er drehte sich um. Sein Blick streifte mich als er in der Menge nach einer Stimme suchte.

»Hey, ich bin’s, Lucky.«, setzte ich nach, worauf sein Blick auf mich zurückfiel.

»Lucky!?« Ich sah seinem Gesicht an, dass er mich nicht zuordnen konnte.

Gleich klingelt’s beim Java Coder

»Du hast vor einem halben Jahr einen Java-Code hier umgeschrieben.«

»Ach ja, der Test. Ich erinnere mich. Platz eins aus eins und so.« Ich setzte mich neben Emma und konnte direkt in sein Gesicht sehen. Die Schmauchspuren seiner Enttäuschung waren unverkennbar. Er zog die Brauen zusammen und formte eine Falte zwischen den Augen.

»Ja, du warst der erste Kandidat, weil der Test erst am Nachmittag dieses Tages gemacht wurde.«

Mit einem feuchten Blubbern zog Stevie die Reste seines Vanilleshakes durch den Strohhalm.

»Und wie viele sind es jetzt?«

»Emma, kannst du ihm den Link schicken?!«

Der beste Java Programmierer unter Tausenden

»Ping« machte es auf Stevies Handy. Er zog es vom Tisch und starrte aufs Display. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Auch Emma sah ihn gespannt an. Sie wusste, was auf dem Display zu sehen war. Es war in den letzten Monaten unser Thema Nummer eins. Sein konzentrierter Gesichtsausdruck wich einer schlagartigen Begeisterung. Die Augen glänzten wieder und seine angespitzten Lippen machten einem breiten Grinsen Platz.

»3.456 Coder?«

»Ja, mehrere Unis haben am Test teilgenommen. Und der beste Informatiker hat 56 Sekunden gebraucht. Weißt du wie verrückt das ist?!«

»Und wo ist mein Ergebnis?«

»Ich musste es entfernen, da du keine Martrikelnummer hast. Es tut mir leid, doch Tatsache ist, dass du unter 3.456 Programmierern der Beste warst.

Stevie rollte mit den Augen und drehte den Kopf zur Seite. Seine Begeisterung war mit einem Mal gewichen.

»Naja, so ist das eben. Mit einem Realschulabschluss ist kein Informatik Studium drin. Ich bleibe wohl in der Druckerei hängen.«, meinte er und schlug die Lider auf die Wangen.

»Darüber wollte ich mit dir reden.«

»Über meinen Job bei der Druckerei?«

Stevies Aufstieg zum leitenden Softwareentwickler

»Nein Stevie, ich möchte dir einen Job als Java Programmierer anbieten.«

»Hat dir Emma erzählt, dass wir das bereits versucht haben? Ohne Studium reicht es bestenfalls zum Frontendentwickler bei jemandem, der HTML für eine Programmiersprache hält.«

»Hör dir an, was Lucky zu sagen hat.«, warf Emma ein, lehnte sich über den Tisch und rüttelte an seinem Arm.

»Okay.«

»Also, Stevie. Hier ist mein Angebot: Du fängst nächsten Monat in meinem Team bei Tenning als Junior Java Programmierer an. Du hilfst mir bei der Planung des Shops und in der restlichen Zeit musst du dich auf eine Prüfung vorbereiten. Die wirst du mit Leichtigkeit bestehen. Alles wird von uns finanziert. Ab März nächsten Jahres ist deine Probezeit vorbei und du wirst als Senior Software Entwickler übernommen. Was denkst du?« Ich konnte förmlich sehen, wie die Synapsen in seinem Hirn ein Pingpong auslösten.

»Muss ich mich gleich entscheiden?«

»Was gibt es da nachzudenken?«, mischte sich Emma ein. »Das kann nicht mal ich dir besorgen. Du bist neunzehn Stevie. So ein Angebot ist unglaublich.«

»Okay, dann bin ich dabei!«, jauchzte Stevie und das war der Anfang einer wundervollen Reise mit einem außergewöhnlichen Menschen.

Dirty Harry ist zufrieden

»Wow.«, entgegnet Harry. Wieder einmal eine gute Geschichte. »Wo ist Stevie jetzt?«

»Er arbeitet als Lead Softwareentwickler bei Tenner.«

»Nicht übel. Dann hast du ihm zu einer gewaltigen Karriere verholfen.«

»Nein, zu der hat er sich schon selbst verholfen. Ich habe lediglich das kanalisiert, was bereits vorhanden war. Stevie ist als Softwareentwickler geboren worden.«

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Wenn du möchtest, kannst du Lucky mit der Jobvermittlung beauftragen.

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